
Alleinerziehende sind meist in verschiedenen Lebensbereichen stark überlastet. Sie müssen funktionieren, um Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen. Meist bleibt keine Zeit, um sich die eigene familiäre und berufliche Situation von oben anzusehen, eine eigene Vision davon zu finden und anzugehen. Wir wollen diesem Problem gezielt etwas entgegensetzen.
Es soll ein modulares System entwickelt werden, in dem Bedürfnisse der Alleinerziehenden in den drei integralen Bereichen abgedeckt werden: Erziehung, soziale Inklusion und Berufsfeldorientierung.
ACT e.V. setzt bei den Grundwerten Integrität, Gleichwürdigkeit und Verantwortung an. So müssen die Teilnehmenden nicht noch mehr leisten oder erfüllen. Sie erfahren vielmehr Wertschätzung, Selbstwirksamkeit und Partizipation. Ziel ist, dass sie sich als individuelle Menschen in ihrer Lebenswelt gesehen und abgeholt und in ihren Bedürfnissen unterstützt fühlen. Um auf der Grundlage von Sicherheit und Empowerment die nächsten Schritte für ein erfüllteres selbstbestimmtes Leben gehen zu können.
Auch das Veto-Prinzip, nachdem ACT e.V. arbeitet, ist ein partizipativer und inklusiver Ansatz. Es setzt bei den Ausgangsfragen an:
Was will ich nicht?
Was will ich?
Wie will ich es?
Was brauche ich dafür?
Flipped Job Market setzt bei einem niedrigschwelligen Zugang zum Arbeitsmarkt an.
Es werden Formate konzipiert, die dem (chancen-)ungerechten Umstand entgegenwirken, dass nichts den Bildungs- und Berufsweg von Menschen so stark bestimmt, wie die soziale, ethnische, geschlechtliche, religiöse etc. Herkunft bzw. das „soziale Kapital“.
Durch die Verschränkung der beidem Methoden wird die Hürde umgangen, sich diverse Angebote über verschiedene Anbieter zu suchen. Durch die Begegnung der Teilnehmenden in den verschiedenen Modulen werden ein Gemeinschaftsgefühl und Netzwerke initiiert. Sie können so mit- und voneinander lernen. Der soziale Zusammenhalt wächst, die Isolation kann durchbrochen werden.
Wir verknüpfen erstmalig zwei Methoden miteinander, um einer konkreten Zielgruppe, alleinerziehenden Müttern und ihren Kindern, neue Chancen zu ermöglichen. Dabei profitiert die Gesellschaft im Ganzen, denn sich wiederholende Strukturen werden durchbrochen, Armut und sozialer Isolation werden vorgebeugt.
Alleinerziehende in Neukölln stehen vor vielen Hürden, die allein kaum zu bewältigen sind. Dies führt in einen Kreislauf, in dessen Folge alleinerziehende Mütter mit Problemlagen wie Arbeitslosigkeit oder prekären Beschäftigungsverhältnissen, Armut, sozialer Isolation, Selbstwertmangel und vermehrten Konflikten mit den Kindern konfrontiert sind. Ohne gesicherte Kinderbetreuung ist ein (Wieder-)Einstieg in den Beruf oder eine berufliche Neuorientierung kaum zu schaffen. Um als alleinerziehende Person tatsächlich die Familie versorgen zu können, müssten die Kinder häufig länger als die staatlich ermöglichten Betreuungszeiten versorgt werden, aber Möglichkeiten hierfür sind limitiert.
Hier setzt das Projekt an. Die alleinerziehenden Frauen bekommen von uns eine Infrastruktur geboten, um ihr Leben selbstbestimmt neu zu gestalten. Mit Hilfe von Empowerment-Angeboten werden der Selbstwert und die Erziehungskompetenz gestärkt.
Durch die Zusammenarbeit mit Flipped Job Market entstehen gleichzeitig neue Möglichkeiten, auf eine selbstbestimmte Art wieder in das Berufsleben einzusteigen. Um die Teilnahme am Projekt möglich zu machen, wird die fehlende Kinderbetreuung beim Aufbau der Infrastruktur zu einem zentralen Thema.
Den destruktiven Kreisläufen der Überforderung und des Funktionieren-Müssens stellen wir innovative, konstruktive und themenübergreifende Ideen entgegen. In beiden angewandten Methoden gehen wir von den Potenzialen und Bedürfnissen der einzelnen aus. Auf lange Sicht wird so auch die physische und psychische Gesundheit von Müttern und Kindern gestärkt.
Im Projekt „Füreinander sorgen - Empowerment für Alleinerziehende in Neukölln“ stehen vor allem die Ziele im Vordergrund, Alleinerziehende vor Ausgrenzung, Vereinsamung und Verarmung zu schützen.
Wir beschäftigen uns in diesem Zusammenhang mit den Themen soziale Inklusion, Armutsbekämpfung und Berufsfeldorientierung. Dabei geht es als langfristiges Ziel auch darum, den Kindern Alleinerziehender durch soziale Inklusion später neue Möglichkeiten im Bereich Bildung, Kultur und Beruf zu ermöglichen.
Im Fokus steht das Empowerment von alleinerziehenden Müttern, um ihnen einen erfolgreichen und nachhaltigen (Wieder-)Einstieg in den Beruf zu ermöglichen.
Um dabei die Kinder nicht aus den Augen zu verlieren, wird im Projekt die konstruktive und bedürfnisorientierte Kommunikation innerhalb der Familien gestärkt. So werden Belastungen reduziert und die Lebens- und Beziehungsqualität in den Familien verbessert. Dadurch wird zudem die psychische und physische Gesundheit der Mütter und Kinder gestärkt.
Beabsichtigte Ergebnisse:
Mit dieser selbstgewählten Zielsetzung für die späteren Teilnehmenden wollen wir im Entwicklungsprojekt folgende Ergebnisse erzielen:
Zum einen den Aufbau von Infrastruktur für alleinerziehende Mütter in Neukölln. Das bedeutet konkret Kooperationen mit Kitas und Tagesmüttern, um Alleinerziehenden die Teilnahme an Empowerment-Angeboten und Berufsfeldorientierung zu ermöglichen.
Hinzu kommt die Konzeption eines Empowerment-Programms, das den Selbstwert und somit die Selbstwirksamkeit der Teilnehmerinnen stärkt. Zudem entwickeln wir innovative Ideen, um die Erziehungskompetenz der Mütter zu erweitern und sie auch in diesem Bereich zu empowern. Hierfür werden praxisorientierte Lernformate konzipiert, die einen gleichwertigen Umgang mit den Kindern fördern. Stress, Einsamkeit und Unzufriedenheit fördern Ungeduld und autoritäre, destruktive Verhaltensweisen gegenüber den eigenen Kindern. Was wiederum zur Folge hat, dass diese unausgeglichener, frustrierter und somit destruktiver reagieren. Mit dem Training ermöglichen wir den Teilnehmenden, diesen toxischen Zyklus zu erkennen und zu durchbrechen. Hier werden die psychische Gesundheit und innere Zufriedenheit aller Beteiligten gefördert.
Um den Alleinerziehenden einen Berufs(wieder)einstieg mit Aufstiegschancen zu ermöglichen, wird in Kooperation mit Flipped Job Market ein innovatives Programm konzipiert. Durch die verbesserte Betreuungssituation der Kinder und den stressreduzierteren Umgang in der Familie werden Kapazitäten frei, um sich der beruflichen Situation intensiver zu widmen. So können die Weichen für die Zukunft neu gestellt werden, anstatt im Alltag fortwährend im Hamsterrad nur das Nötigste zu schaffen.
Beabsichtigte Wirkungen:
Das Erreichen der Projektergebnisse hat die Wirkung, dass alleinerziehende Mütter in Neukölln eine klare Anlaufstelle (ACT e.V.) und damit einen Ort für gemeinsamen Austausch und Verbindung haben. Durch die Vernetzung untereinander wird der soziale Zusammenhalt gestärkt. Von dieser Basis aus können sie mit Hilfe der aufgebauten Vernetzungsstrukturen für ihre Bedürfnisse navigieren.
Bezogen auf die berufliche Situation hat das zur Folge, dass eine Einbindung der Alleinerziehenden in den Arbeitsmarkt stattfinden kann. Der Arbeitsmarkt in Neukölln wird durch die Teilhabe von alleinerziehenden Müttern mit unterschiedlichen Hintergründen bereichert. Gleichzeitig wird die Anzahl alleinerziehender Mütter in finanziellen Notlagen dauerhaft reduziert.
Alleinerziehende Frauen in Neukölln ermöglichen ihren Kindern eine sichere Zukunft bei gleichzeitigem Selbstempowerment. Die Kinder Alleinerziehender erleben erfüllte, gestärkte Mütter und dadurch ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit.
Aufkommende Konflikte innerhalb der Familien werden gleichwürdiger, beziehungsorientierter und konstruktiver gelöst. Dies fördert die psychische und physische Gesundheit der Kinder und häuslicher Gewalt wird vorgebeugt.
Im Rahmen des Entwicklungsprojekts wurde eine umfassende Bedarfs- & Umfeldanalyse mit qualitativen Interviews durchgeführt. 35 Alleinerziehende haben sich auf die Aufrufe zurückgemeldet & wurden befragt, davon 34 Mütter und ein Vater. Ergänzend wurden Gespräche mit Fachstellen & Akteur*innen aus dem Bezirk geführt.
Zentrale Erkenntnisse: Viele Alleinerziehende stehen unter starkem Druck – insbesondere durch das Jobcenter –, finden aber aufgrund von Überlastung kaum Energie oder Struktur, um sich auf Jobsuche zu begeben oder sich beruflich neu zu orientieren. Gesundheitliche Belastungen, herausfordernde Kommunikation mit dem anderen Elternteil (teils bis hin zu psychischer Gewalt), fehlende Unterstützung & finanzielle Unsicherheit erschweren zusätzlich die Handlungsfähigkeit. Mental Load & emotionale Verantwortung liegen meist allein bei den Müttern.
Gleichzeitig wurde ein großer Bedarf an Empowerment, Austausch, beruflicher Orientierung & politischer Sichtbarkeit deutlich. Viele wünschen sich Lernräume, um ihre Bedürfnisse wahrzunehmen, Grenzen zu setzen & in Kontakt mit anderen Alleinerziehenden zu kommen. Beratungswissen allein reicht oft nicht – gebraucht werden Formate, in denen Handlungsmöglichkeiten praktisch erprobt werden können.
Der daraus entwickelte Lösungsansatz basiert auf drei Ebenen:
- psychosoziale Stabilisierung,
- Stärkung von Kommunikations- & Integritätskompetenzen (mit dem Veto-Prinzip)
- berufliche Orientierung (mit dem Gerne-Prinzip).
Besonderer Fokus liegt auf praktischer Anwendbarkeit & nachhaltiger Verankerung neuer Handlungsstrategien im Alltag.
Flipped Job Market (FJM):
Mit Flipped Job Market besteht eine bewährte, mehrjährige Zusammenarbeit. FJM übernimmt im Projekt die berufliche Neuorientierung auf Grundlage des Gerne-Prinzips. Die Methode richtet sich insbesondere an Menschen in Übergangsphasen und unter hoher Belastung. FJM verbindet Empowerment mit struktureller Arbeitsmarktorientierung und bringt umfangreiche Erfahrung in der Begleitung von Menschen mit komplexen Lebensrealitäten ein.
Jobcenter Neukölln:
In Kooperation mit Frau Carola Felber wird das Projekt gezielt für die Ansprache von alleinerziehenden Leistungsempfänger*innen genutzt, die bereits länger nach einer passenden Beschäftigung suchen. Die institutionelle Unterstützung fördert sowohl Zugang als auch Perspektivwechsel und trägt zur Transferfähigkeit bei.
Agentur für Arbeit:
Ebenso über die Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt (BCA) der Agentur für Arbeit Berlin Süd (Kristin Weber).
Bezirksamt Neukölln:
Der Leiter des Geschäftsbereichs Soziales und Gesundheit, Hannes Rehfeldt, steht dem Projekt mit seiner Expertise zur Verfügung. Er unterstützt mit inhaltlichem Know-how sowie mit Kontakten zur bezirklichen Verwaltung und relevanten Fachstellen. Das stärkt die Anschlussfähigkeit des Modellprojekts im bezirklichen Kontext.
Koordinierungsstelle für Alleinerziehende Neukölln (Ljuba Böttger / Sozialdienst katholischer Frauen – SkF Berlin e.V.):
Die Koordinierungsstelle ist beim SkF Berlin e.V. angesiedelt, einem erfahrenen Träger der freien Jugendhilfe. Sie bietet Beratung, Vernetzung und Informationen für Einelternfamilien im Bezirk und ist zentraler Anlaufpunkt für viele Alleinerziehende in Neukölln.
Eine enge Abstimmung mit bestehenden Angeboten ist zentral. Die Koordinierungsstelle verfügt über ein breites Beratungs- und Informationsangebot und ist gut vernetzt im Sozialraum. Um Doppelstrukturen zu vermeiden, verweisen wir gezielt auf bestehende Angebote, z. B. zu den Themen:
- Rechtsberatung
- Unterhalt und Finanzen
- Kinderbetreuung (inkl. flexibler Angebote)
- Entspannung, Selbstfürsorge, Vernetzung
- Beratung bei häuslicher, psychischer und finanzieller Gewalt
Zugleich werden niedrigschwellige Kontaktstrukturen wie z. B. der Alleinerziehenden-Brunch im FaNN oder die WhatsApp-Gruppen des Netzwerks aktiv genutzt, um Sichtbarkeit und Zugang zum Projekt zu ermöglichen.
Ort der Durchführung FaNN – Familienzentrum Neukölln (voraussichtlich):
Das Projekt nutzt Räume und vorhandene Strukturen des FaNN. Hier bestehen bereits Kontakte zu vielen Alleinerziehenden im Kiez. Bestehende Formate (z. B. Brunch, moderierte Gruppenangebote, Austauschformate mit Peerbezug) werden als Anknüpfungspunkte genutzt und mit dem Projekt verzahnt.