Mehr migrantische Arbeits- und Fachkräfte für Pankows Gesundheits- und Pflegebranche: Dafür braucht es klar definierte Unterstützungsprozesse, die unterschiedliche Lebenslagen und Voraussetzungen der Arbeitssuchenden genauso wie die Bedarfe der Einrichtungen berücksichtigen.
In diesem Vorhaben werden Ist-Analysen bestehender Unterstützungsstrukturen durchgeführt und strukturierte sozial-innovative Soll-Prozesse zur Gewinnung und zum langfristigem Verbleib aufstiegsorientiert und bildungsadäquat beschäftigter Migrant:innen entwickelt. Die Ergebnisse sollen anschließend in einem Modellprojekt mit der Zielgruppe in Pankower Pflege- und Gesundheitseinrichtungen erprobt werden. Dabei werden zwei Probleme (Arbeitskräftemangel in der Branche + benachteiligte, von Ausgrenzung bedrohte Arbeitssuchende) zu einer sozial-innovativen Lösung (bessere Versorgung im Bezirk) verknüpft, um den massiven Arbeits- und Fachkräftemangel in der Gesundheits- und Pflegebranche in Pankow wirksam zu verringern.
Das Entwicklungsprojekt setzt an dem vom Bezirk Pankow identifizierten Handlungsfeld „Fachkräftesicherung in der Gesundheitsbranche“. Für das Ziel, mehr Migrant:innen als Arbeits- und Fachkräfte für Pankows Gesundheits- und Pflegebranche zu gewinnen und ihren langfristigen Verbleib im Gesundheitswesen zu sichern, müssen Migrant:innen als heterogene Zielgruppe analysiert werden und Hürden, Chancen und Perspektiven aus Sicht migrantischer Arbeitssuchender und aus Sicht von Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen adressiert werden.
Zielgruppe 1: migrantische Arbeitssuchende mit Interesse an Pflege- und Gesundheitsberufen
Migrant:innen sind eine sehr heterogene Zielgruppe, daher werden im Projekt Einzelzielgruppen identifiziert, multiperspektivisch differenziert nach Lebenslagen und Unterstützungsbedarf. Der Fokus liegt auf Neuzugewanderten, die von mehrfacher sozialer Ausgrenzung und Benachteiligung bedroht sind, in unterschiedlichen Lebenslagen: mit oder ohne (anerkannte) Berufs- und Schulabschlüsse, sowie unterschiedlicher Beschäftigungsfähigkeit, Altersgruppen, Sprachkenntnisse, Kompetenzen und Ressourcen, familiärer Aufgaben und Bedarfen an berufsvorbereitender und -begleitender Unterstützung.
Sozial-innovativ ist, dass die unterschiedlichen Lebenslagen und Bedarfe nicht nur durch erfahrene Mitarbeitende aus Unterstützungsstrukturen, sondern auch durch Angehörige der Zielgruppe selbst identifiziert und daraus differenzierte Handlungsmöglichkeiten entwickelt werden.
Zielgruppe 2: Einrichtungen des Pankower Netzwerkes der Gesundheits- und Pflegebranche (QVNIA e.V.) mit Personalbedarf, die besondere Bedarfe migrantischer Arbeitssuchender berücksichtigen
Dazu zählen u.a. Kliniken, ambulante Pflegedienste, vollstationäre Pflegeeinrichtungen, Kurz- und Tagespflegeeinrichtungen sowie therapeutische Praxen. Hier besteht einerseits ein hoher Bedarf an Arbeits- und Fachkräften sowie an Auszubildenden in unterschiedlichen Berufsfeldern und andererseits ein großes Angebot an Arbeitsplätzen und Aus- und Weiterbildung.
Zielgruppe 3: Behördliche Akteure, die für eine Verbesserung des Arbeitsmarktzugangs in reglementierten Gesundheitsberufen relevant sind
Dazu zählen neben AfA/JC vor allem Anerkennungsbehörden wie LaGeSo und die Zeugnisanerkennung im SenBJF. Die Verknüpfung mit den Perspektiven und Expertisen solch externer Stakeholder ist sozial-innovativ, sie unterstützt die Umsetzung des Modellprojektes und erleichtert die Skalierung von der unmittelbaren Wirkung („outcome“) zu gesellschaftlicher Veränderung („impact“).
Im Entwicklungsprojekt werden Potentiale, Hürden, Chancen, Handlungsbedarfe und Perspektiven aus Sicht migrantischer Arbeitssuchender und aus Sicht von Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen identifiziert und ein ganzheitliches sozial-innovatives Modellkonzept entwickelt, um den massiven Arbeitskräftemangel in der Gesundheits- und Pflegebranche im Bezirk Pankow wirksam zu verringern.
Dazu arbeiten QVNIA e.V., Ayekoo e.V. sowie die bezirklichen Koordinationsstelle SGB II (ausgewählte Fachstelle des Bezirkes für das Handlungsfeld) intensiv zusammen. Erstes Ergebnis dieser Kooperation ist eine strukturierte multiperspektivische Bestands-, Bedarfs- und Ursachenanalyse zum aktuellen Stand von migrantischen Zugängen, deren Begleitung sowie Beschäftigung im Netzwerk der Pankower Gesundheits- und Pflegebranche.
An diese Ist-Analyse schließt sich als zweites Ergebnis die strukturierte und partizipative Entwicklung eines auf die praktischen Handlungsbedarfe ausgelegten Soll-Konzeptes zur Optimierung der Ist-Situation an. Aufbauend auf zwei Soll-Analysen beinhaltet es konkrete Handlungsempfehlungen und Maßnahmen zur Prozessoptimierung sowohl für die im QVNIA e.V. zusammengeschlossenen Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen als auch für die Beratung und Begleitung migrantischer Arbeitssuchender mit dem Ziel einer beruflichen Integration und langfristigen Beschäftigung in der Gesundheits- und Pflegebranche. Dieses ganzheitliche sozial-innovative Modellkonzept zum verbesserten Zugang, zur besseren Gewinnung, Begleitung, Weiterqualifizierung oder Ausbildung von Migrant:innen soll in einem anschließenden Modellprojekt praktisch erprobt werden.
Beabsichtigte Wirkungen des anschließend geplanten Modellprojektes sind die Verringerung des Arbeitskräftemangels und der Fachkräftesicherung in der Branche, eine gelingende fachliche und soziale Integration innerhalb der Einrichtungen, die Schaffung einer bedarfsgerechten diverseren Mitarbeiter:innen-Struktur, die auch geänderte Lebenslagen und kulturelle Kontexte der Patient:innen und Pflegebedürftigen wiederspiegelt, eine langfristige berufliche und lebensunterhaltsichernde Perspektive für migrantische Arbeitssuchende sowie eine zufriedenstellende Arbeitssituation im Sinne eines gegenseitigen Mehrwertes.
- Konsolidierung der bestehenden Entwicklungspartnerschaft zu einem operativen und strategischen Projektteam.
- Aktueller Sachstandsbericht zur Ist-Situation bei der beruflichen Integration von Migrant:innen in der Gesundheits- und Pflegebranche in Pankow
- Analyse des Ist-Prozesses von Pankower Einrichtungen unterschiedlicher Profile zur Gewinnung geeigneter Migrant:innen, zur Einarbeitung, Begleitung, Ausbildung, Weiterqualifizierung und langfristigen Mitarbeiterbindung
- Analyse des Ist-Prozesses der beruflichen Orientierung und der Unterstützung im Bewerbungsprozess für Migrant:innen in Bezug auf Gesundheits- und Pflegeberufe
- Entwicklung eines Soll-Prozesses für Einrichtungen unterschiedlicher Profile zur besseren Unterstützung ihrer Rahmenbedingungen zur Gewinnung geeigneter Migrant:innen, zur Einarbeitung und Begleitung, Ausbildung, Weiterqualifizierung und zur langfristigen Mitarbeiterbindung
- Entwicklung eines Soll- Prozesses für die berufliche Beratung von Migrant:innen zu Gesundheits- und Pflegeberufen sowie ihrer fachlichen Vorbereitung, Begleitung in einer qualifizierten beruflichen Orientierung, im Bewerbungsprozess und Einarbeitung, Begleitung und Qualifizierung.
- Identifikation potentieller Angebote und weiterer, die Soll-Prozesse zielführend unterstützender, Akteur:innen
- Ausbau der Zusammenarbeit von QVNIA e.V. und Ayekoo e.V. sowie gemeinsame Vorbereitung zur potenziellen Erprobung des Soll-Prozesses und des ganzheitlichen Modellkonzeptes
- Erstellung eines ganzheitlichen Modellkonzeptes auf Basis der Projektergebnisse und der daraus abgeleiteten sozial innovativen Handlungsempfehlungen und Maßnahmen
Für das Entwicklungsprojekt haben sich die Kooperationspartner Ayekoo e.V. und QVNIA e.V. zusammengeschlossen. Sie kooperieren mit der für das Handlungsfeld zuständigen Fachstelle im Bezirksamt Pankow.
Im Vorhaben teilen sich QVNIA e.V. und Ayekoo e.V. die Verantwortungsbereiche und Aufgaben sowie Arbeitsstrukturen und Arbeitsweisen. Das Projektteam arbeitete schon bei der Projektentwicklung und Antragstellung eng zusammen. Im Entwicklungsprojekt übernimmt Ayekoo e.V. die Rolle des Projektträgers, beide sind jedoch gleichberechtigte Partner, die Projektumsetzung erfolgt strikt arbeitsteilig. Die Kommunikation ist vertrauensvoll und klar strukturiert im Rahmen der Projektsteuerung und mittels festgelegter Jour Fixe.
Das Bezirksamt Pankow unterstützt als Kooperationspartner die beiden anderen Projektpartner durch die aktive Beteiligung der zuständigen Fachstelle Koordination SGB II, SozGes Koord JC. Das umfasst unter anderem die Recherche und Aufbereitung von Informationen zu bestehenden oder temporären Unterstützungsangeboten im Themenfeld migrantische Arbeitssuchende und Beschäftigung im Gesundheits- und Pflegebranche sowie die Vernetzung mit weiteren bezirklichen Einrichtungen und Fachgremien sowie zum Jobcenter und die Unterstützung bei der Ansprache weiterer Stakeholder.
Die Relevanz der Partner (Ayekoo: Arbeitsmarktintegration Zugewanderter, QVNIA: bezirkliches Netzwerk der Gesundheits- und Pflegebranche) liegt in den unterschiedlichen Tätigkeitsschwerpunkten und Zielgruppen, Kompetenzen und Erfahrungen sowie Netzwerken und Stakeholdern, die sie in das Vorhaben einbringen. Das ermöglichen eine interdisziplinäre und multiperspektivische Entwicklungspartnerschaft mit einem klaren Fokus auf den lokalen Herausforderungen, wie sie der Bezirk Pankow definiert hat.