BildungsBrücke Märkisches Viertel

BildungsBrücke Märkisches Viertel
Bezirk
Reinickendorf
Träger
Chance Bildung, Jugend und Sport BJS gGmbH
Allee der Kosmonauten 33
12681 Berlin
Deutschland
Verwaltung:
Projektadresse
BildungsBrücke Märkisches Viertel
Scharnweberstr. 138
13405 Berlin
Deutschland
Kontakt / Ansprechpartner*in
Delia von Braunmühl
Bereichsleiterin
030 35304398
0176 61964453
030 35304959
Chance Bildung, Jugend und Sport gGmbH
Laufzeit:01.01.2025-30.06.2025
Förderprogramm:LSI 2023/1 (Entwicklungsprojekte)
Beantragte Fördersumme:37.719,50
Das Stadtteilzentrum Ribbeckhaus im Märkischen Viertel
Kurzbeschreibung

In den Industrienationen wird Einsamkeit zunehmend als gesellschaftliches Problem erkannt – verbunden mit Krankheit, Armut und dem Risiko sozialer Abkopplung. 

Das Entwicklungsprojekt „BildungsBrücke Märkisches Viertel“ untersucht, ob aufsuchende Erwachsenenbildung ein wirksames Mittel sein kann, um Einsamkeit zu lindern und gleichzeitig soziale und berufliche Teilhabe zu fördern. Aufbauend auf den Erfahrungen des Mikroprojekts „Bildung ohne viel Aufwand (BovA)“ aus dem Jahr 2023 sowie auf Interviews mit Institutionen, die bereits aufsuchend arbeiten (u. a. Malteser Köln und Berlin, Agathe Jena, Pflegestützpunkt Reinickendorf/Albatros), wird eine Bedarfsanalyse erarbeitet. Auch Gespräche mit lokalen Akteuren wie dem Stadtteilzentrum Ribbeckhaus sollen wertvolle Impulse liefern.

Die zentrale Fragestellung liegt darin, wie einsame Menschen sichtbar gemacht werden können, wie ihre Ansprache so gestaltet werden kann, dass Vertrauen entsteht, und ihnen ein unaufdringliches Bindungs- und Bildungsangebot vorgestellt werden könnte. Dafür gilt es, die nötigen Rahmenbedingungen zu definieren: von der Qualifizierung der Ansprechpersonen über die Gestaltung niedrigschwelliger Kontaktpunkte bis hin zu dauerhaften Netzwerkstrukturen.

Ziel ist es, ein Konzept zur Entwicklung tragfähiger Strukturen zu erarbeiten, die über die Förderperiode hinaus Bestand haben und als Modell für andere Sozialräume dienen können. 

Zielgruppe

Das Entwicklungsprojekt „BildungsBrücke Märkisches Viertel“ richtet seinen Blick auf Frauen und Männer zwischen 50 und 67 Jahren, die im Märkischen Viertel leben. Über diese Gruppe liegen bislang nur begrenzte Informationen vor. Bekannt ist jedoch, dass sich in dieser Lebensphase häufig mehrere Belastungen überlagern: gesundheitliche Einschränkungen wie chronische Erkrankungen oder Depressionen, berufliche Unsicherheiten durch Jobverlust oder den Übergang in die Rente, finanzielle Probleme sowie familiäre Veränderungen – etwa durch Auszug der Kinder, Pflegeverantwortung oder Trennungserfahrungen. Diese Faktoren können zu sozialem Rückzug und Einsamkeit führen.

Wir gehen davon aus, dass es innerhalb der Zielgruppe unterschiedliche Bedarfe gibt:

  • Gesundheitliche Unterstützung (Prävention, Umgang mit Krankheit, psychische Stabilität)
  • Soziale Kontakte (Gelegenheiten für Begegnung, Austausch, Zugehörigkeit)
  • Orientierung im Übergang (Begleitung bei Renteneintritt, beruflicher Neuorientierung, Umgang mit Armut)
  • Niedrigschwellige Bildungsangebote (Stärkung von Alltagskompetenzen, digitale Teilhabe, Gesundheitswissen)

Diese Annahmen müssen jedoch überprüft und differenziert werden. Deshalb setzt das Projekt auf eine qualitative Bedarfsanalyse. Wir führen leitfadengestützte Interviews mit Institutionen, die bereits aufsuchend arbeiten sowie mit lokalen Partnern wie dem Stadtteilzentrum Ribbeckhaus, Nachbarschaftsetage Reinickendorf, Kontaktstelle Pflegeengagement u.a. Ergänzt wird dies durch Gespräche mit weiteren Akteuren im Sozialraum: Ehrenamtsbüro Reinickendorf, Fachbereichsleitung Stiftungsprojekte Unionhilfswerk, Jobcenter Reinickendorf, BENN Märkisches Viertel und der Volkshochschule Reinickendorf.

Parallel dazu beobachten wir das Umfeld im Märkischen Viertel, um herauszufinden, wo einsame Menschen erreicht werden können. Wir überprüfen die Hypothese, dass kleine, unaufdringliche Kontaktangebote – z. B. Alltagsgespräche oder offene Bildungsimpulse – der Schlüssel sein können, um Bindung aufzubauen und erste Schritte in Richtung Teilhabe zu ermöglichen.

Das Entwicklungsprojekt versteht sich somit als lernender Prozess: Wir verifizieren Annahmen, entwickeln Methoden, untersuchen Wege der Ansprache und leiten daraus konkrete Rahmenbedingungen für ein zukünftiges, übertragbares Bildungsangebot gegen Einsamkeit ab.

Beabsichtigte Ergebnisse und Wirkungen

Zu Beginn des Entwicklungsprojekts steht die Annahme, dass Einsamkeit in der Altersgruppe der 50- bis 67-Jährigen im Märkischen Viertel ein bislang unterschätztes, aber wachsendes Problem darstellt. Ist das so? 

Die beabsichtigten Wirkungen sind:

  • Zielgruppe sichtbar machen: Einsame Menschen im Märkischen Viertel sollen identifiziert und ihre Lebenslagen differenziert beschrieben werden. Nimmt die anvisierte Alterskohorte dabei reine spezielle Rolle ein?
  • Bedarfe präzisieren: Vermutete Problemlagen – gesundheitliche Einschränkungen, berufliche Unsicherheiten, familiäre Veränderungen und Armut – sollen überprüft und daraus konkrete Bildungs- und Unterstützungsbedarfe abgeleitet werden. Der Bildungsbegriff soll geklärt werden.
  • Zugänge erproben: Es soll untersucht werden, wie Menschen in Isolation erreicht und angesprochen werden können, ohne sie zu stigmatisieren. Bereits erprobte sichere Lösungen gibt es zu dieser Frage nicht.
  • Rahmenbedingungen klären: Das Projekt soll herausarbeiten, welche personellen, fachlichen und organisatorischen Voraussetzungen auf Anbieterseite für aufsuchende Erwachsenenbildung gegeben sein müssen, um Vertrauen aufzubauen und Bindungen zu ermöglichen.
  • Kooperationsnetzwerk aufbauen: Durch Gespräche mit Einrichtungen und Akteuren im Märkischen Viertel soll ein Netzwerk entstehen, das Einsamkeit als gemeinsames Handlungsfeld begreift und sich aktiv einbringt. Die Nähe zu bereits bestehenden Netzwerken muss gesucht werden.
  • Grundlage für ein Modellprojekt schaffen: Am Ende soll ein Konzept vorliegen, das zeigt, wie aufsuchende Erwachsenenbildung gegen Einsamkeit wirken kann – wissenschaftlich fundiert, lokal verankert und auf andere Sozialräume übertragbar.
Erzielte Ergebnisse und Wirkungen

Ein erfolgreiches Konzept muss Einsamkeit als Querschnittsaufgabe begreifen – Bildung, Teilhabe und ein nachhaltiges Netzwerk gehören zusammen. Das Entwicklungsprojekt gibt einen präzisen Überblick über die Situation im Märkischen Viertel: Im Märkischen Viertel ist eine Vielzahl sozialer Angebote vorhanden. Dennoch fehlt es an Koordinierung und verbindender Vernetzung. Viele Einrichtungen arbeiten nebeneinander, wodurch gerade Menschen in Isolation den Zugang nicht finden. Deutlich wurde, dass es Strukturen braucht, die Angebote zusammenführen, Wege öffnen und Orientierung geben.

Die demografische Betrachtung bestätigt diese Einschätzung. Das Märkische Viertel ist geprägt durch eine hohe Zahl älterer Menschen, eine wachsende Gruppe der Hochaltrigen und eine große Bevölkerungsgruppe zwischen 50 und 67 Jahren. Hinzu kommt eine ausgeprägte kulturelle und ethnische Vielfalt: Über die Hälfte der Bewohnerinnen und Bewohner hat einen Migrationshintergrund, ergänzt durch Zuwanderung aus Südosteuropa, dem Nahen Osten und Afrika.

Die sozioökonomische Lage ist angespannt. Hohe Transferleistungsquoten, wachsende Altersarmut und geringe Erwerbsbeteiligung verstärken die Gefahr von Isolation. Gleichzeitig begünstigen die Wohnverhältnisse – große Einheiten in Plattenbauten, geringe Durchmischung – den Rückzug ins Private. Begegnungsräume im öffentlichen Raum sind nur begrenzt vorhanden.

 

Daraus ergeben sich die Anforderungen an ein wirksames Konzept

Auf Grundlage dieser Erkenntnisse lässt sich ableiten, welche Voraussetzungen ein Konzept erfüllen muss, um Einsamkeit im Märkischen Viertel durch aufsuchende Bildungsarbeit zu verringern:

  1. Aufsuchende Kontaktarbeit
    • Persönliche Ansprache im vertrauten Umfeld der Betroffenen. Es braucht Nachbarn.
    • Qualifizierte Ansprechpersonen, die behutsam Vertrauen aufbauen. Es braucht Gesprächsschulungen.
  2. Niedrigschwellige Bildungsimpulse
    • Themen mit unmittelbarem Alltagsbezug: niedrigschwellige digitale Kompetenzen, Gesundheitsvorsorge, Selbstfürsorge.
    • Kleine, erfahrbare Schritte als Einstieg. Jede Selbstermächtigung ist Bildung.
  3. Koordinierende Strukturen
    • Bündelung der vorhandenen Angebote und klare Schnittstellen zwischen Trägern. Jemand muss die Zusammenarbeit moderieren.
    • Verbindliche Kooperation mit Stadtteilzentrum, VHS, Jobcenter und sozialen Diensten. Wir können moderieren.
  4. Begegnungsräume
    • Orte im Quartier, die leicht zugänglich, offen und inklusiv gestaltet sind. Orte, die bereits vorhanden sind, werden bewusst zur Begegnungsstätte.
    • Kombination aus Bildungs-, Begegnungs- und Freizeitformaten.
  5. Ehrenamtliche Einbindung
    • Gewinnung und Qualifizierung von Freiwilligen als Brückenbauerinnen und Brückenbauer. Wer hilft, ist nicht mehr einsam.
    • Kontinuierliche Begleitung und Anerkennung zur Sicherung der Verlässlichkeit.
  6. Kultursensible Ansprache
    • Mehrsprachige Informationen.
    • Angebote, die die Vielfalt der Nachbarschaft einbeziehen. Realisierbar durch die Vielfalt der Ehrenamtlichen und die Vielfalt der Begegnungsstätten.
  7. Nachhaltige Finanzierung
    • Mischung aus öffentlichen Mitteln, Stiftungsbeiträgen und zivilgesellschaftlicher Unterstützung.
    • Geringe Kosten durch Ehrenamtsengagement und Synergieeffekte.

 

Entwicklungspartner und wichtigste Kooperationspartner

Entwicklungspartner:

Volkshochschule Reinickendorf

GESOBAU

Stadtteilzentrum Ribbeck Haus

Prof. Dr. B. Käpplinger, Prof. für Weiterbildung, Justus-Liebig-Universität Gießen

Gesprächspartner:

Agathe + Inge Besuchs- und Beratungsdienst Jena

Malteser Köln, Referentin Soziales Engagement

Malteser Berlin, Projektleiterin

Ehrenamtsbüro Reinickendorf, Projektleiter

Unionhilfswerk, Fachbereichsleiterin Stiftungsprojekte

Jobcenter Reinickendorf, Fallmanagement Ü25

BENN im Märkischen Viertel

Volkshochschule Reinickendorf, Leiterin

Prof. Dr. B. Käpplinger

STZ Ribbeckhaus, Leiterin

Pflegestützpunkt Reinickendorf, Leiterin

Lokaler Bildungsverbund im Märkischen Viertel

GESOBAU, Quartiersmanagement

GESOBAU, Sozial- und Quartiersmanagement

GESOBAU, Mieterbeirat

Nachbarschaftsetage Märkisches Viertel

Mobile Stadtteilarbeit MOST

KPU Kontaktstelle Pflegeengagement Reinickendorf

Bezirksamt Reinickendorf, Koordination Berliner Hausbesuche 70+

Mobilitätshilfedienst Reinickendorf

Fachstelle für Pflegende Angehörige

STZ Rollberge, Leiterin

FACE Familienzentrum

Viertelbox