Gemeinsam statt einsam: Franz-Neumann-Platz gestalten

Gemeinsam statt einsam: Franz-Neumann-Platz gestalten
Bezirk
Reinickendorf
Träger
agens Arbeitsmarktservice
Silbersteinstr. 29
12051 Berlin
Deutschland
gGmbH
Projektadresse
agens Arbeitsmarktservice gGmbH
Residenzstr. 123
10115 Berlin
Deutschland
Kontakt / Ansprechpartner*in
Dr. Simone Eisenhauer
Projektleitung
017622045209
agens Arbeitsmarktservice gGmbH
Laufzeit:01.08.2024-31.01.2025
Förderprogramm:LSI 2023/1 (Entwicklungsprojekte)
Beantragte Fördersumme:49.934,92
Kurzbeschreibung

Der Franz-Neumann-Platz (FNP) wird im Bezirk Reinickendorf häufig als Brennpunkt öffentlicher Wahrnehmung bezeichnet: Themen wie Obdachlosigkeit, Drogenkonsum, Armut und Kriminalität konzentrieren sich hier in sichtbarer Form. Gleichzeitig zeigt sich aber auch ein starkes zivilgesellschaftliches Engagement: Anwohnende wollen sich einbringen, Ehrenamtliche versorgen Bedürftige mit Lebensmitteln, und mit Parkläufer*innen, Quartiersmanagement und sozialen Trägern ist bereits ein breites Unterstützungsnetzwerk direkt vor Ort aktiv.

 

Im Rahmen unseres LSI-Entwicklungsprojekts „Gemeinsam statt einsam“ erarbeiten wir gemeinsam mit lokalen Akteurinnen und Betroffenen nachhaltige Lösungsansätze. Im Zentrum steht eine Bedarfsanalyse, die auf Grundlage bereits vorhandener Untersuchungen weiterqualifiziert wird. Ergänzend dazu werden gezielt Expert*inneninterviews, Fokusgruppen und Ideenschmieden durchgeführt, um die Perspektiven der unterschiedlichen Beteiligten sichtbar zu machen. 

 

Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf einer zweimonatigen Feldforschung, bei der die tatsächlichen Bedingungen und Dynamiken vor Ort am FNP sowie in angrenzenden Bereichen wie dem Schäfersee beobachtet und dokumentiert werden. Die Ergebnisse sollen in die Entwicklung bedarfsgerechter Maßnahmen und Kooperationsansätze einfließen – mit dem Ziel, Teilhabe, Sicherheit und Lebensqualität im Sozialraum gemeinsam zu verbessern.

Zielgruppe

Aufbauend auf diesen Erkenntnissen ist das Kernziel des entwickelten Modellkonzeptes die Entwicklung eines integrativen Sozialraums, der nicht auf Verdrängung, sondern auf Teilhabe setzt. Es sollen neue Begegnungs- und Aufenthaltsräume geschaffen und bestehende Barrieren – sowohl sozial als auch infrastrukturell – abgebaut werden. Im Zentrum stehen die gezielte Vernetzung und Aktivierung zweier Zielgruppen:


• Nachbar*innen, insbesondere jene, die von Armut und/oder Langzeitarbeitslosigkeit betroffen sind

• Menschen mit Suchtproblemen sowie obdach- und wohnungslose Personen, die aktuell kaum Zugang zu gesellschaftlicher Teilhabe haben
 

Aus jeder Zielgruppe werden 15 Teilnehmende für das Projekt gewonnen, sodass wir in dem zweijährigen Modellprojekt insgesamt 30 Personen direkt erreichen. Zusätzlich werden indirekte Effekte für die gesamte Nachbarschaft generiert.


Das Modellprojekt setzt dabei auf Empowerment, Beteiligung und niedrigschwellige Zugänge. Die Maßnahmen zielen nicht auf kurzfristige Hilfen, sondern auf die nachhaltige Verbesserung von Lebenslagen, Integration und sozialem Zusammenhalt.

Beabsichtigte Ergebnisse und Wirkungen

Ziel der Partnerschaft ist die Entwicklung eines integrierten sozial-innovativen Ansatzes für die Gestaltung des Franz-Neumann-Platzes (FNPs), es sollte fristgerecht im Projektzeitraum von sechs Monaten erreicht werden. Durch eine zielgerichtete Zusammenarbeit zwischen dem Bezirk Reinickendorf und der vier freien Trägern werden Bedarfe und Probleme analysiert sowie Lösungsansätze entwickelt und die Leitfragen beantwortet.

 

 

Erzielte Ergebnisse und Wirkungen

Im Verlauf des Projektes wurde die anfängliche Zusammensetzung der Entwicklungspartnerschaft beibehalten und zugleich um weitere Partner*innen im Sozialraum erweitert. 

 

Herr Heidt brachte die bezirkliche Fachkompetenz für eine zentrale Zielgruppe in das geplante Modellprojekt ein, indem er sein umfassendes Wissen aus der Sozialen Wohnhilfe teilte. Damit war er ein wesentlicher Akteur, der die Bedürfnisse und Herausforderungen von wohnungslosen Menschen im Bezirk gezielt adressierte.

 

Zusätzliche Expertise für dieses Projekt wurde durch weitere Partner*innen auf Bezirksebene eingebracht: Herr Grünier vom Büro für Partizipation und Integration konzentrierte sich auf die interkulturellen Belange des Sozialraums und fungierte als Schnittstelle zu verschiedenen Angeboten wie Sprachmittlung und Integrationsprojekten (z. B. von La Red) und nahm an zwei Treffen mit dem Projektteam teil. Seine Beteiligung stellte sicher, dass interkulturelle Aspekte angemessen berücksichtigt wurden. Frau Stuhrmann unterstützt das Projekt als Verantwortliche für die Koordination, Planung und Steuerung der Suchthilfe und Suchtprävention. Ihr Beitrag erfolgte im Rahmen der Organisationseinheit Qualitätsentwicklung, Planung und Koordination (QPK) und stärkte die sozialpolitische Dimension des Projekts.

 

Auch die Strukturförderung durch die Sozialraumorientierte Planungskoordination (SPK) sowie die fachliche Begleitung durch das BBWA Reinickendorf trugen im Projektverlauf dazu bei, die Vernetzung und Kooperation der beteiligten Akteure weiter auszubauen. Weitere identifizierte Stakeholder, die in die Projektentwicklung aktiv eingebunden wurden, umfassten das Quartiersmanagement (QM) am Letteplatz, die Parkläufer des Pilotprojekts Parkbetreuung, sowie das M5. Auch Anwohner*innen und Gewerbetreibende rund um den FNP wurden als bedeutende Akteure für den Projekterfolg integriert durch die beiden Ideenschmieden am 28.11.2024 und 29.01.2025. Die Zusammenarbeit mit der Polizei und den Akteuren vom Leopoldplatz stellten einen weiteren wichtigen Teil der Entwicklungspartnerschaft dar. Intensive Kooperationsgemeinschaften werden zukünftig mit Fixpunkt, den Parkläufern und La Red angestrebt. 

 

Durch qualitative Datenerhebungen mit verschiedenen Interessensgruppen wurden Bedarfe, Synergien und Ressourcen am Franz-Neumann-Platz (FNP) und dem angrenzenden Schäfersee ermittelt. Die soziale Struktur scheint von erheblichen Barrieren gekennzeichnet, die das Gemeinschaftsleben erschweren. Viele Anwohner*innen und Besucher*innen des Platzes erleben soziale Isolation und Abkapselung. Hinzu kommen Sprachbarrieren, die in Verbindung mit einem Mangel an barrierearmen Angeboten die Nutzung vorhandener Ressourcen erheblich erschweren. Insbesondere fehlt eine Bündelung zugänglicher Angebote, sowie eine zentrale Anlaufstelle. Darüber hinaus bestehen Ängste und Unsicherheiten gegenüber Menschen, die sich am FNP/Schäfersee im öffentlichen Raum aufhalten und dort z.B. Drogen konsumieren. Diese Unsicherheiten werden durch weit verbreitete Vorurteile verstärkt und stellen ein zusätzliches Hindernis für die soziale Integration dar.
 

Trotz dieser Herausforderungen bietet der FNP große Chancen für Veränderung. Die hohe Frequentierung und zahlreiche Einrichtungen – etwa das Tagwerk, das Quartiersmanagement (QM)-Letteplatz, das M5 (Stiftung Dialog und soziale Gesundheit), die Bibliothek, das Café am See und die Minigolfanlage – bieten für das Modellprojekt ideale Anknüpfungspunkte für die Schaffung eines lebendigen Begegnungsortes. Besonders das erfolgreiche Foodtruck-Projekt der Berliner Help Stiftung zeigt, wie niedrigschwellige Initiativen dazu beitragen können, Menschen zusammenzubringen und Synergien zu schaffen.

Entwicklungspartner und wichtigste Kooperationspartner

Das Modellprojekt wird getragen von agens Arbeitsmarktservice gGmbH und der Berliner Help Stiftung. Unterstützt wird es von zahlreichen Partnern, darunter:


• Fixpunkt, Horizonte gGmbH (aufsuchende Sozialarbeit, Beratung)
• La Red (Angebote für EU-Bürger*innen, Sprachmittlung, Empowerment)
• Stiftung SPI (Suchthilfe und -prävention)
• QM-Letteplatz (Stadtteilarbeit)
• Parkläufer-Team (Ordnung und Vermittlung)
• M5 (Stiftungsrats der Stiftung Dialog und soziale Gesundheit)

• Ehrenamtliche aus der Nachbarschaft
• Bildungseinrichtungen wie die VHS, Stadtbibliothek und Akademie für Ehrenamt


Das Konzept ist demnach anschlussfähig an bestehende Strukturen und setzt auf Synergien statt Parallelstrukturen. Über einen projektbegleitenden Beirat mit lokalen Expert*innen, Trägern, Verwaltung und Zielgruppenvertretung wird Qualitätssicherung, Wissenstransfer und strategische Weiternutzung sichergestellt.