SprachBildungsRaum

SprachBildungsRaum
Bezirk
Reinickendorf
Träger
eventus Bildung gGmbH
Reinickendorfer Str. 11
13347 Berlin
Projektadresse
eventus Lernzentrum
Dianastraße 42 – 43
13469 Berlin
Deutschland
Kontakt / Ansprechpartner*in
Gordana Radovic
Leiterin Lernzentrum
030 983 747 00
0172 766 63 66
eventus Bildung gGmbH
Laufzeit:06.01.2025-30.06.2025
Förderprogramm:LSI 2023/1 (Entwicklungsprojekte)
Beantragte Fördersumme:49.364,84
Kurzbeschreibung

Das Projekt “SprachBildungsRaum” hat das Ziel, den Zugang zu Bildung für Erwachsene und junge Erwachsene in der Rollbergesiedlung  zu verbessern, die soziale Integration zu fördern und langfristig die Lebenssituation zu verbessern. Dabei wird ein lebensweltorientierter, niedrigschwelliger und ressourcenbasierter Ansatz verfolgt und ist aufsuchend angelegt. Im Zentrum steht die subkulturelle Verortung der Zielgruppe: Statt neue Räume zu schaffen, knüpft das Projekt gezielt an bestehende Bindungen in Moscheegemeinden, Sport- oder Kulturvereinen an, um über vertraute Kontexte einen niedrigschwelligen Zugang zu Bildung und Bildungsangeboten zu ermöglichen.
Dabei werden die  Bedarfe der Zielgruppe nicht vorab festgelegt, sondern partizipativ erhoben: durch qualitative Interviews, Umfragen und Gesprächsformate mit Bewohnerinnen und Akteurinnen vor Ort.

Durch den Zugang zur Zielgruppe über das STZ und durchzuführenden Gesprächen sollen Bildungsbarrieren und Bildungspotenziale identifiziert werden.

Dabei werden Umfragen und  Interviews mit verschiedenen Leitfäden entwickelt und durchgeführt:

 

  1. Subkulturelle Verortung
  2. Eltern (Bring- und Abholsituation) (mehrsprachig)
  3. Eltern (längeres Interview) (mehrsprachig: kurdisch, türkisch)
  4. Erwachsene ohne Kinder oder ältere Bewohner
  5. Lehrer*innen / Lehrer*innen in den Moscheen
  6. Pädagogische Fachkräfte der Kooperationspartner im Quartier
  7. Junge Erwachsene 8 Eltern ( Interview arabisch )

 

Die Zielgruppe ist in ihrer Lebenssituation oftmals von multiplen Herausforderungen betroffen: von sprachlichen und sozialen Hürden bis hin zu mangelnden Informationen über bestehende Bildungs- und Unterstützungsangebote. Vor diesem Hintergrund zielt das Projekt auf eine strukturelle Verbesserung der Teilhabe Chancen ab.

 

Aufbauend auf den Ergebnissen des Entwicklungsprojekts  wird ein Modellprojekt konzipiert, das gezielt arabisch-, persisch-, kurdisch- und türkischsprachige Frauen aus der Rollbergesiedlung in den Fokus nimmt. 

Zielgruppe

Das Entwicklungsprojekt richtet sich an Erwachsene und junge Erwachsene in der Rollbergesiedlung – insbesondere Geflüchtete, Menschen mit Migrationsgeschichte und Empfänger*innen von SGB II-Leistungen.

 

Im Rahmen der zum Projekt durchgeführten Auftaktveranstaltung wurden verschiedene Bedarfsgruppen im Kiez identifizieren:
1. SGB-II-Empfänger*innen
2. Menschen mit Migrationsgeschichte
3. Menschen mit Fluchterfahrung
4. Männer
5. Frauen
Die zwischen diesen Gruppen bestehenden vielfältige Schnittmengen ermöglichten, dass einzelne Personen mehreren Gruppen gleichzeitig angehört werden konnten. Ausgehend von diesen Beobachtungen und den Rückmeldungen der Teilnehmenden ergaben sich folgende Ansatzpunkte für unsere weitere Arbeit:
- Kochgruppe im Stadtteilzentrum (STZ): Frauen und SGB-II-Empfänger*innen
-  Arabischer Familientreff im STZ: Frauen und SGB-II-Empfänger*innen
-  Männertreff im STZ: Männer und SGB-II-Empfänger*innen
-  Sozialberatung im STZ: SGB-II-Empfänger*innen
-  Agrarbörse: Menschen mit Fluchterfahrung und SGB-II-Empfänger*innen
-  Sprachcafé im STZ: Menschen mit Fluchterfahrung und SGB-II-Empfänger*innen

 

Beabsichtigte Ergebnisse und Wirkungen

Das Entwicklungsprojekt hat das Ziel, ein Modellkonzept zu entwickeln, um den Zugang der Zielgruppe zu Bildung zu optimieren, soziale Integration zu fördern und somit langfristig die Lebenssituation zu verbessern.

 

Das Projekt knüpft gezielt an bestehende Bindungen in Moscheegemeinden, Sport- oder Kulturvereinen an, um über vertraute Kontexte einen niedrigschwelligen Zugang zu Bildung zu ermöglichen. Eine zentrale Annahmen des Projekts, der Wunsch nach einer familiensprachlichen, kultursensiblen Ansprache der Zielgruppe ist durch die Nutzung der vorhandenen Anlaufstellen geplant..

Im Rahmen der Interviews wurde eine gendersensible Methodik verfolgt: Gespräche wurden von Türkisch und Arabisch sprechenden Interviewerinnen bei muslimischen Frauengruppen und Interviewern bei jungen muslimischen Männern geführt. Der Zugang zu den Zielgruppen erfolgte kultursensibel über vertraute Kontexte (z. B. Frauengruppen in Moscheen, Stadtteilzentren).

Das Projekt zielt auf eine strukturelle Verbesserung der Teilhabe Chancen ab.

 

Im Rahmen des Entwicklungsprojekts sollte keine Öffentlichkeitsarbeit im Sinne einer Werbekampagne stattfinden, über gezielte, vertrauensbasierte Kommunikation im Quartier sollte eine tragfähige lokale Verankerung aufgebaut werden.
Zentrale Maßnahmen dieser  Öffentlichkeitsarbeit waren:
Onepager als Einführung in das Projektvorhaben um die erste Kontaktaufnahme mit Akteuren und Zielgruppen zu erleichtern, dieser wurde den Partnerinstitutionen (z. B. Stadtteilzentrum, QM, Familienzentrum, Moscheegemeinden) zur Verfügung gestellt. 

Für die digitale Sichtbarkeit sollte über die Webseite von eventus Bildung das Projekt vorgestellt werden, auch wurden kiezbasierte Kommunikationsstrukturen genutzt.

Die Projektkommunikation sollte vorrangig über bestehende lokale Netzwerke betrieben werden. Unsere Maßnahmen wurden über die  Verteiler und Kanäle des Quartiersmanagement, der Bezirksverwaltung und dem Stadtteilzentrum verbreitet.

Durch die Teilnahme des Projektteam an den Veranstaltungen, wie Kiezfeste, öffentlichen Gesprächsrunden und anderen lokalen Formaten, sollte Präsenz gezeigt werden – u. a. im Stadtteilzentrum, bei Elterncafés. Diese Präsenz  sollte sowohl der Sensibilisierung für das Thema als auch der informellen Kontaktaufnahme zur Zielgruppe dienen.

 

 

 

Erzielte Ergebnisse und Wirkungen

Im Rahmen der Entwicklungspartnerschaft wurden die gesetzten Ziele in wesentlichen Punkten erreicht:

Bestehende Netzwerke wurden erweitert und Fachkräfteinterviews konnten terminiert werden und über das Netzwerk kam es zu relevanten Kontakten mit den Zielgruppen.
Beim Aufbau und  Aktivierung des lokalen Partnernetzwerks konnten im Laufe des Projekts  zahlreiche lokale Institutionen eingebunden werden:
- Stadtteilzentrum,
- Camlica Moscheen
- Kurani
- VHS
- FACE-Familienzentrum
- Quartiersmanagement
- Agrarbörse
- Streethouse
- Jobcenter
- Flotte Lotte
- Horizonte
- Benn
- TSV Wittenau

 

Als Ergebnis der Auswertung der durchgeführten Interviews ergaben sich zentrale Themenkategorien:
A. Bildung und Lernen
– Viele Befragte äußerten den Wunsch, ihre Deutschkenntnisse zu verbessern – vorrangig durch alltagsnahe, dialogorientierte Kurse.
– Der Bedarf an digitalen Kompetenzen wurde in nahezu allen Zielgruppen betont (z. B. Umgang mit Schulplattformen, Formularen, Wohnungssuche).
– Praktisches Lernen steht im Vordergrund: Eltern wünschen sich alltagsnahe Inhalte wie z. B. Unterstützung bei der Nachhilfe ihrer Kinder.


B. Teilhabe und soziale Vernetzung
– Viele Interviewte fühlen sich sozial isoliert oder nur begrenzt eingebunden.
– Es gibt einen Wunsch nach geschützten, niedrigschwelligen Begegnungsorten, insbesondere für Frauen.
– Junge Erwachsene wünschen sich mehr Orte, an denen sie „sein“ und sich austauschen können – auch ohne Konsumzwang.


C. Rollenverständnisse und Familie
– Besonders Mütter sehen ihre Hauptverantwortung in der Begleitung der Kinder. Bildung für sich selbst erscheint oft nachgeordnet.
– Gleichzeitig wird deutlich, dass viele Frauen ihren Alltag stark reflektieren und Motivation zeigen, Neues zu lernen.
– Männer wurden bisher schwerer erreicht. Erste Kontakte zeigen Interesse an berufsorientierten, handlungspraktischen Angeboten.


D. Gesundheit und Wohlbefinden
– Viele nennen Stress, Überforderung, Einsamkeit und Erschöpfung als Belastungen.
– Es besteht Interesse an Angeboten wie Yoga, Bewegung, Frauengesundheit oder psychologische Gesprächsmöglichkeiten – jedoch nur, wenn sie kultursensibel und vertraulich gestaltet sind.


E. Informationswege und Barriere
– Die Interviews zeigen große Unterschiede beim Zugang zu Informationen: Einige nutzen soziale Netzwerke, andere sind kaum angebunden.
– Schriftliche Informationen in Behörden- oder Bildungssprache werden oft nicht verstanden.
– Mündliche, persönliche Vermittlung (z. B. durch Bekannte oder Vertrauenspersonen) wird als hilfreich erlebt.

 

F. Wünsche an das Projekt SprachBildungsRaum
– Mehrsprachige Kurse und Lotsenmodelle
– Bildung, die nah an den Lebenswelten ist (z. B. Elterntreff mit Bildungsanteil)
– Aufsuchende Formate (z. B. Beratung und Bildung in der Moschee oder im Kulturverein)
– Beteiligung an der Entwicklung neuer Bildungsangebote (Partizipation)

 

Die Gespräche machten deutlich, dass Stress, psychische Belastung und körperliche Erschöpfung weit verbreitet sind (u.a. aufgrund von zunehmend beengten Wohnverhältnissen). Eine wichtige Erkenntnis: Gesundheit ist kein isoliertes Thema, sondern hängt eng mit Bildung, Teilhabe und Wohnsituation zusammen


Durch persönliche Gespräche, Einladungen zu Veranstaltungen und gemeinsame Planungsprozesse entstand ein belastbares Netzwerk, das auch im Folgeprojekt weitergeführt wird.
Die Kooperationspartner*innen beteiligten sich aktiv an der Bedarfserhebung und Diskussion zentraler Fragestellungen. Besonders hervorzuheben ist die Mitwirkung bei der Auftakt- und Abschlussveranstaltung sowie die inhaltlichen Beiträge zur Analyse von Zugangsbarrieren und Bildungsbedarfen. So kam es zu einem hohen Grad der Partizipation und der damit verbundenen eingebrachten Expertise der verschiedenen Kooperationspartner.


Es wurde ein Beirat für ein potentielles Folgeprojekt aufgebaut

Das wesentliche Ziel der Entwicklungspartnerschaft war es, im Projektverlauf eine beratende Struktur für ein Folgeprojekt aufzubauen. Dies gelang im Rahmen der Abschlussveranstaltung, bei der zentrale Akteurinnen ihre Bereitschaft zur Beiratsmitwirkung erklärten. Der Beirat umfasst Vertreterinnen aus Verwaltung, Bildung, Sozialarbeit, Gemeinwesenarbeit und Stadtteilarbeit.

 

Eine gemeinsame Konzeption für das folgende Modellprojekt konnte aus den Erkenntnissen der Zusammenarbeit, den Interviews und Diskussionsrunden erstellt werden.

Sie mündeten in die Entwicklung des Modellprojekts „SprachBildungsRaum-Starke Frauen der Rollbergesiedlung“ das mit Unterstützung der Partner entwickelt werden konnte.

 

Projektverlauf zeichnete sich – teils entgegen der ursprünglichen Erwartung – sehr deutlich ab, dass insbesondere Frauen mit Migrations- oder Fluchterfahrung und SGB-II-Bezug eine hohe Bildungsbereitschaft und einen konkreten Orientierungsbedarf äußerten. Dies betraf sowohl Sprachförderung, digitale Kompetenz als auch den Wunsch nach beruflicher Perspektive. Diese Erkenntnis führte zur bewussten Fokussierung des Modellprojekts auf diese Zielgruppe.

So wurde als Zentrale Zielsetzungen aller Beteiligten die gezielte Bildungs- und Integrationsförderung von Frauen im Kiez.
Insgesamt kann der Stand der Zielerreichung des Entwicklungsprojekts als sehr positiv bewertet werden. Die Kooperationen haben nicht nur zur Erarbeitung des Modellprojekts beigetragen, sondern bilden auch die Grundlage für dessen erfolgreiche Umsetzung.

Entwicklungspartner und wichtigste Kooperationspartner

Netzwerk für die Durchführung der Interviews

  • Stadtteilzentrum
  • Quartiersmanagement
  • Face Familienzentrum
  • Agrarbörse

 

  • Jugend- und Familienförderung
  • QPK Gesundheitsförderung
  • Jobcenter Reinickendorf

 

  • Korani ev
  • Lubars Camlica Moschee
  • IGMG Medine Moschee

 

  • Streethouse
  • Kanguru
  • Benn im Märkischen Viertel
  • Immanuel Beratung
  • Gangway - Straßensozialarbeit

 

  • TSV Wittenau

 

  • Grundschule Rollberge
  • Horizonte (Schulstation/ Familienlotsen)